Der zweite Prozesstag am Landgericht Mönchengladbach begann erneut mit Auseinandersetzungen rund um den Einlass. Zwei Personen waren auf Grund der sehr intensiven „touchy“ Einlasskontrollen im Ganzkörperanzug erschienen. Diesmal hatten die Justizwachtmeister*innen entschieden, zwar die Angeklagte mit Rucksack problemlos einzulassen, aber einer Verteidigerin den Einlass ins Gebäude mit Rucksack (in dem viele Verteidigungsunterlagen waren) zu verwehren, weil sie keinen Anwaltsausweis vorzeigen könne. Nun ist sie aber in dem Verfahren rechtskräftig als Verteidigerin zugelassen und hat (eigentlich) dementsprechende Rechte. Ein Justizwachtmeister meinte im Sitzungssaal, in dem schon Angeklagte, Anwalt und einige Zuschauer*innen saßen, dass die Person nicht eingelassen würde, weil sie ihre Ladung nicht gezeigt hätte (gelogen) und dass sie den Rucksack nicht durchleuchten lassen wolle (ebenfalls gelogen). Das führte zu einem lautstarken Disput zwischen Pflichtverteidiger und dem Justizwachtmeister. Schließlich kam der vorsitzende Richter und nach einigem Hin und Her (vermutlich mit Zuständigkeits-Hick-Hack innerhalb des Gerichts) wurde als „absolute Ausnahme“ der Verteidigerin die Mitnahme des Rucksacks mit Verteidigungsunterlagen gestattet. Weiterlesen
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BlockNeurath: wieder ein Prozesswinter
Nach einem ruhigen Sommer gehts aufregend weiter in der BlockNeurath Berufung am Landgericht Mönchengladbach und im Begleitaktionnachfolgeverfahren. Kommt rum, seid solidarisch!
Die Termine
- Landgericht Mönchengladbach: Ab 31.10. jeden Freitag um 9.15 Uhr (07.11., 14.11., 21.11, 28.11.) – Berufungsverfahren BlockNeurath
- Amtsgericht Grevenbroich: 20.11. (Widerstandsverfahren wegen Begleitaktion)
Kontext
Lang, lang ist’s her. Nov 2021. Lützerath gab’s noch. Da haben einige Menschen in einer ausgeklügelten PhasenBlockade sehr erfolgreich die Kohleversorgung des Braunkohlekraftwerks Neurath abgeschnitten. Kohleaustieg sofort!
Viele konnten weiterer Repression entgehen. Vier Aktivist*innen schlagen sich seit drei Jahren mit der Strafverfolgung rum: Weiterlesen
BlockNeurath: Solidarität soll strafbar sein?
Im letzten und Anfang diesen Jahres gab es zahlreiche Prozesstermine vor dem Amtsgericht Grevenbroich und dem Landgericht Mönchengladbach wegen der Blockade des Kohlekraftwerks Neurath im Jahr 2021. Die Prozesse wurden frech und widerständig geführt und viel Leute zeigten ihre Solidarität. Diese Unterstützung passt den Repressionsbehörden nicht und während nun bald der nächste Prozess vorm Landgericht Mönchengladbach beginnt, werden stellvertrend mehrere der solidarischen Personen angeklagt.
1) Die Richterin als Zeugin
An einem Verhandlungstag in Grevenbroich ließ Richterin Dr. Zieschang mal wieder zwei zuschauende Personen gewaltsam aus dem Saal werfen. Sie wurden gewaltsam aus dem Raum gezerrt von den Justizwachtmeister*innen. Doch angeklagt werden die beiden, wegen angeblichem tätlichen Angriff gegen Vollstreckungsbeamte. Das was an dem Prozess spannend werden könnte, ist dass auch Richterin Dr. Zieschang und Amtsanwältin Quantius als Zeuginnen genannt sind – und sie sich damit dann in einer der unkomfortablsten Situationen in einem Gerichtssaal wieder finden dürften. Weiterlesen
Alles in der Regel meist wahrscheinlich auch etwa so
Es sind so Tage wie dieser, an denen sich am Ende vermutlich 100 % aller Beteiligten fragen, was das nun sollte. Das 3. Strafverfahren in Grevenbroich vor dem Amtsgericht wegen #blockneurath ist im Grunde eine Farce: Alle wissen, was rauskommen wird, allen Beteiligten ist klar, dass das Urteil mit einer Berufung angegriffen werden wird. Wie immer, werden am Einlass die Ausweise aller Zuschauer*innen kopiert. Die Richterin ist, falls das überhaupt noch möglich war, noch weniger an einer Aufklärung des Sachverhalts interessiert als in den vorherigen Verfahren. Die Videos laufen wie auch schon in den Verhandlungen zuvor wegen Problemen mit den Dateien nicht oder nicht komplett. Und der Richterin ist (obwohl sie absehbar zu einer Haftstrafe ohne Bewährung verurteilen wird) weiterhin vollkommen egal, dass die Anwältin der Angeklagten auch an diesem Verhandlungstermin nicht konnte, weil sie andere Verhandlungen hatte.
Pressemitteilung zum Block Neurath Landgerichtsurteil 120 Tagessätze
Block Neurath: 120 Tagessätze sind immer noch zu viel!
Das Landgericht Mönchengladbach hob heute eine Entscheidung des Amtsgerichts auf, welches eine Person wegen einer Kohlekraftwerksblockade zu 9 Monaten Haft ohne Bewährung verurteilt hatte. Heute wurde daraus eine Geldstrafe von 120 Tagessätzen je 30 Euro, verhängt wegen dem Vorwurf der Störung öffentlicher Betriebe. Weiterlesen
Input zu Repression auf der Strategiekonferenz (16.-18.06.23, Köln)
Input zu Repression auf der Strategiekonferenz
Dieser Vortrag wurde auf der Strategiekonferenz der Klimagerechtigkeitsbewegung Mitte Juni ’23 in Köln gehalten. Er entstand in Zusammenarbeit mehrerer Personen, die Antirepressionsarbeit für die Klimabewegung in den letzten Jahren geleistet haben (z.B. im EA, durch Begleitung von Prozessen etc.). Der Text versucht den Stand der Dinge bzgl. Repressionen zusammenzufassen und auf aktuelle Fragestellungen hinzuweisen.
13. Juni: BlockNeurath wieder vorm Amtsgericht Grevenbroich
Update: Der Termin fällt aus. Nach § 138 II StPO war von der Angeklagten eine Wahlverteidigung beantragt worden, Richterin Dr. Zieschang lehnte sie jedoch wegen einer Vorstrafe ab. Dagegen wurde Beschwerde eingelegt, ob die Verteidigung doch zugelassen werden muss entscheidet nun das Landgericht Mönchengladbach. Am Amtsgericht wird der Prozess nun erst nach der Entscheidung fortgesetzt.
Ankündigung: Nach dem Camp gegen Haft und Kohlekraft im Mai in Grevenbroich geht es am 13.6. in die nächste Runde bei den #BlockNeurath-Prozessen: Gegen eine weitere Aktivistin verhandelt die gleiche Richterin in Grevenbroich, die kürzliche eine Person wegen der gleichen Aktion zu neun Monaten ohne Bewährung verurteilt hat.
Der Prozess beginnt am Di, 13.6. um 10 Uhr am Amtsgericht Grevenbroich ab 9.30 Uhr gibt es eine Mahnwache vorm Gericht. Kommt gern vorbei und unterstützt die Angeklagte – auch bei etwaigen Fortsetzungsterminen! Aktionen im und außerhalb des Gerichts sind von den Betroffenen erwünscht, danke auch für die bisherigen Akvititäten!
Mehr Infos zu den Prozessen (inklusive aktuellen Terminfos)https://antirrr.nirgendwo.info/block-neurath/ und wie ihr unterstützen könnt.
Statement: Haftstrafe wegen Kohlekraftwerksblockade – ein Signal gegen die Klimagerechtigkeitsbewegung
Wir veröffentlichen das folgende Statement von den Block Neurath 4, also den vier Personen die gerade in einzelnen Prozessen in Grevenbroich und Bergheim für die Block Neurath Aktion angeklagt werden.
Am 3. April 2023 wurde ein*e von uns verurteilt für die Blockade des Kohlekraftwerks Neurath, zu einer Haftstrafe von 9 Monaten, ohne Bewährung.
Ein Signal
Auch für uns ist das Urteil hart, weit jenseits von allem, womit wir gerechnet haben oder womit vergleichbare Aktionen in der Vergangenheit bestraft wurden. Bisherige Ankettaktionen gegen Atomtransporte oder Kohlezüge endeten mit Verurteilungen zu Geldstrafen, etliche Verfahren wurden auch mit und ohne Auflagen eingestellt. Das jetzige Urteil ist noch nicht rechtskräftig. Berufung ist eingelegt und wir wissen natürlich nicht wie das Landgericht entscheidet – es kann einige Zeit dauern, bis es dort zur Wiederholung des Prozesse kommt. Trotzdem sendet das Urteil des Amtsgerichts Grevenbroich (Richterin Zieschang) ein eindeutiges Signal an uns, aber auch an alle anderen, die für Klimagerechtigkeit kämpfen, weil es die Regierungen und Konzerne eben nicht tun. Es reiht sich ein in die harte Repression, die es in den letzten Monaten auch gegen andere Aktive gab, zum Beispiel die Hausdurchsuchungen und Präventivhaft für die Aktiven der letzten Generation oder auch die Inhaftierung von Kohlekraftwerksblockierer*innen und Wald- und Dorfverteidiger*innen. Dazu gehört auch, dass Medien und ein namhafter Rechtsprofessor es für Notwehr halten, wenn Autofahrer*innen selbst die Fahrbahn räumen, auch wenn sie dabei Menschen verletzen.
Wir sind keine Held*innen, sondern einfach Menschen wie ihr auch. Wir haben auch Angst und uns schreckt die Vorstellung von Knast, denn weil wir die Freiheit lieben, hassen wir es auch eingesperrt zu sein. Wir haben uns nur entschieden, uns von dieser Angst nicht beherrschen zu lassen, weil es wichtigeres gibt. Und wir fordern euch weiterhin und trotz alledem auf: Lasst euch nicht entmutigen, seid weiter aktiv, blockiert Kohle- und Gaskraftwerke und allen anderen Scheiß, der unser Klima zerstört. Sucht euch passende Aktionsformen, das können auch andere als unsere sein. Im Plädoyer der Staatsanwaltschaft hieß es zum rechtfertigenden Notstand, dass die Blockade des Kohlekraftwerks nicht dauerhaft CO2-Ausstoß verhindern würde. Das klingt fast so, als würde sie meinen, es in die Luft zu sprengen wäre sinnvoller. Aber manchmal kann es auch mutiger und genau das richtige sein, in einer Baunkohlestadt einfach nur Flyer zu verteilen oder Position zu beziehen. Weiterlesen
„Wer hält wen zum Narren?“ Gericht in Grevenbroich gegen angekettete Klimaaktivisti
Das Amtsgericht in Grevenbroich verhandelt nun schon am 6.
Verhandlungstag gegen eine Person, der vorgeworfen wird sich im Rahmen
der Aktion „Block Neurath“ an Gleise gekettet zu haben, um Kohlezüge zu
blockieren. Der Prozess verläuft ungewohnt, heute muss sich das Gericht
mit einer erneuten Ankettaktion beschäftigen: Die angeklagte Person E.
und eine weitere Unterstützungsperson T. haben sich aneinander gekettet
und können so nur gemeinsam in den Gerichtssaal gebracht werden.
Auswertung des Rheinland-EA zur Räumung von Lützerath
ENGLISH VERSION BELOW

Foto: https://t.me/luetzerathlebt
Im Rahmen der Räumung des besetzten Dorfes Lützerath im rheinisches Braunkohlerevier im Januar 2023 kam es zu einem erwartbar hohen Polizeiaufgebot. Für eine Zusammenfassung der staatlichen Repressionen ist jedoch auch ein Rückblick auf die vergangenen 2,5 Jahre der Besetzung notwendig.