Das Amtsgericht in Grevenbroich verhandelt nun schon am 6.
Verhandlungstag gegen eine Person, der vorgeworfen wird sich im Rahmen
der Aktion „Block Neurath“ an Gleise gekettet zu haben, um Kohlezüge zu
blockieren. Der Prozess verläuft ungewohnt, heute muss sich das Gericht
mit einer erneuten Ankettaktion beschäftigen: Die angeklagte Person E.
und eine weitere Unterstützungsperson T. haben sich aneinander gekettet
und können so nur gemeinsam in den Gerichtssaal gebracht werden.
Nachdem letztes Mal angeordnet worden war, die da nicht erschienene
angeklagte Person polizeilich vorführen zu lassen, entschloss sich
diese, heute zu kommen – aber nicht allein. „Angeklagt ist zwar eine
Person, aber gemeint sind mit diesem Prozess doch wir alle, die sich für
Klimagerechtigkeit einsetzen. Wir sollen abgeschreckt werden. Um zu
zeigen, dass das nicht funktioniert und wir solidarisch zusammen stehen,
haben wir entschieden, dass die angeklagte Person heute wenn dann nur
mit mir zusammen auf der Anklagebank sitzt“ erklärt T. dazu.
Die in Zukunft in gleicher Sache Angeklagte I. ergänzt: „Wenn die
Zeitungen der Meinung sind, wir würden das Gericht zum Narren halten und
solcherlei Aktionen nur für albern halten, dann transportieren sie auch
einen Kern unserer Kritik: Wir halten Gerichte nicht für sinnvolle
Institutionen zum Lösen von Konflikten. Strafe löst keine Probleme,
weder soziale, gesellschaftliche, noch die Klimakrise. Deswegen begegnen
wir der Justiz auch nicht mit Respekt.“
Die Klimakrise ist ernst genug. Eine Richterin am Amtsgericht hält
jedoch all die negativen Auswirkungen von Klimakrise für bedeutungslos
angesichts einer Kohlekraftwerksblockade – wie sie mit ihren
Entscheidungen letztes Mal verkündete. Die Realität wird so schlichtweg
verleugnet, was den Respekt der Aktivist*innen vor dem Gericht nicht
steigert.
Stattdessen entscheiden sie sich heute, die ernste Situation mit Humor
zu nehmen und fragen, wer sich hier zum Narren macht. „Es bringt nichts
zu verzweifeln. Angesichts der Klimakrise müssen wir weiter kämpfen,
auch gegen Kapitalismus und diesen Staat. Aber heute tun wir das mit
einem Lachen im Gesicht. Warum sollen wir an dem ganzen Theater nicht
auch mal ein bisschen Spaß haben?“, meint die angeklagte Person E.
schließlich.