Verhandlungstermin Kerpen: Hausfriedensbruch oder nachweislich woanders gewesen?

Am 14. Juni gibt es am Amtsgericht Kerpen einen Verhandlungstermin, zu dem solidarisches Publikum herzlich willkommen ist. Hier die Einladung:

Hallöchen zusammen,

hiermit teile ich Euch mit, dass ich von der Staatsanwaltschaft eingeladen wurde am 14. Juni um 10 Uhr als Angeklagter vor dem Amtsgericht Kerpen zu erscheinen. Zwei männliche Personen (vermutlich Angestellte eines privaten Sicherheitsdienstes im Auftrag von RWE) sind sich zu 100% sicher, mich am 5. November 2017* im Tagebauvorfeld des Tagebau Hambachs gesehen haben zu wollen.

Dies ist nachweislich nicht der Fall und es gibt Zeugen, die mich zur angeblichen Tatzeit woanders gesehen, gesprochen und gehört haben und dies wurde von den Zeugen bei der Polizei zur Aussage gebracht.

 

Nach diesen Ermittlungen wurde von der Staatsanwaltschaft ein Photo übersandt, wo sich die beiden oben erwähnten männlichen Personen zu 100% sicher sind, das ich auf diesem Photo zu sehen bin. Von der schlechten Qualität des Photos abgesehen, bin ich eindeutig nicht dort zu sehen, sondern eine mir unbekannte Person. Das Bild wurde von der Staatsanwaltschaft einer sachverständigen Biologin zugesandt, um anhand biometrischer Merkmale festzustellen, ob die abgebildete Person mir möglicherweise so ähnlich sieht, dass ich es doch sein könnte.
Interessanterweise ist das Photo nicht während des angeblichen Tatzeitpunktes aufgenommen, sondern über 1 Stunde davor.
Gegen die mich wegen ‚Hausfriedensbruch‘ angezeigten beiden männlichen Personen wurde Strafanzeige wegen Falschaussage, Verleumdung und anderer in Betracht kommender Delikte gestellt.

 

Die Staatsanwaltschaft wollte das Verfahren wegen Geringfügigkeit einstellen. Dem wurde seitens meines Anwaltes widersprochen, da nur eine Einstellung akzeptiert werden kann, die zumindest klarstellt, dass kein Tatnachweis zu führen ist.
Daraufhin wurde von der Staatsanwaltschaft Anklage erhoben und am 14. Juni vor dem Amtsgericht Kerpen verhandelt.
Wie das Gericht mitteilte, soll frühzeitig angereist werden, weil mit Einlasskontrollen zu rechnen ist.

 

Ihr seid Alle herzlich willkommen, diesem Schauspiel beizuwohnen.
Mit den allerbesten
Todde

 

Anmerkungen:
Am 5. November 2017 ereignete sich eine Massenaktion zivilen Ungehorsams mit dem wunderbaren Titel ‚Ende Gelände‚. Diese Verhandlung ist eine gute Gelegenheit auf viele Dinge, die im Rahmen des Raubbaus und im Namen von NRWE geschehen, explizit hinzuweisen. Diejenigen von Euch, die klimapolitisch interessiert sind, aber Strafprozesse nicht so mögen, könnten an diesem Termin möglicherweise einen neuen Eindruck gewinnen. Mein Anwalt und ich werden versuchen, dem Schauspiel sowohl klimapolitische als auch komödiantische Elemente hinzuzufügen.

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