Der folgende Erfahrungsbericht beschreibt eine Räumung aus einer Sitzblockade bei Fenrir am Dienstag, den 2. Oktober 2018. Es wird beschrieben, wie die Polizei heftige Schmerzgriffe anwendet, um die Person nicht wegtragen zu müssen und dies immer weiter fortsetzt.
Ich war das erste Mal bei einer Räumung im Wald dabei.
Ungefähr um 12 Uhr kamen ca 8 Polizisten in die Barrikade rein und zerschnitten sofort die Planenschnüre. Schütteten Wasser aus. Ca. 25 Polizisten oder mehr versammelten sich in der Barrikade.
Ich war unter den, ich glaube letzten 5 in der Barrikade. Stand ganz hinten in der Gruppe. Vor mir Äste aus dem Bau der Barrikade. Als vor mir in der Reihe fast alle raus getragen oder raus gegangen sind bin ich unter die Äste durch nach vorne um hab mich auf den Boden gesetzt, bereit abtransportiert zu werden. Zwei männliche Polizisten kamen zu mir. Der Polizist auf meiner rechten Seite, hat mich gefragt ob ich freiwillig gehe, darauf antworte ich mit nein. Ich konnte nichts mehr weiter sagen, da mich der Polizist rechts gleich in einen Schmerzgriff genommen hat. Mit einer Hand hat er meine Hand heruntergedrückt und mit der andern hat er meinen Ellenbogen fixiert, so dass mein Handgelenk extrem überdehnt war und sehr geschmerzt hat. Der Polizist links hat mich am anderen Arm mit beiden Händen genommen. Ich hab den Polizisten links nicht mehr in Erinnerung, da ich die ganze Zeit mit dem Polizisten auf meiner rechten Seite im Kontakt war – mit ihm gesprochen hatte. Gesagt hatte ich: Ich verstehe nicht was hier passiert und dass mit mir nicht mehr gesprochen wurde. Darauf kam keine Antwort. Beide Polizisten haben mich mit Zug und schnellen Schritten raus gezogen. Ich konnte unter den Schmerzen im rechten Handgelenk nicht anderes tun als mitgehen. Ich hatte im Gehen gesagt, dass ich gerne raus getragen werden wollte, so wie viele vor mir auch, daraufhin antworte der Polizist „Wieso denn, du gehst doch so schön mit“ und er habe keine Lust gehabt mich zu tragen. Ich behielt die ganze Zeit Blickkontakt mit dem Polizisten auf meiner rechten Seite, der mich immer noch im Schmerzgriff hatte und bat ihn jetzt meine Hand los zulassen. Daraufhin kam von ihm, dass ich doch schon genug Widerstand geleistet hätte. Er hielt mich weiterhin im Schmerzgriff. Ich bat ihn noch einmal und ein drittes Mal mit den Worten, dass ich doch mitlaufe und der Griff unnötig sei. Ein paar Meter vor der Polizeiabsperrung lies er meine Hand erst los und erteilte mir mündlich einen Platzverweis.
Meine Hand schmerzte so sehr das ich mich krümmte. Zwei Menschen aus dem Camp kamen gleich auf mich zu und fragten, was passiert sei. Ich erzählte ihnen von dem Schmerzgriff und dass er für mich völlig überraschend kam. Der junge Mann hat mir sein blaues Tuch mit kühlem Wasser getränkt, um mein Handgelenk gewickelt und beide erzählten mir, falls ich einen Arzt bräuchte, sollte ich im Camp schauen. 30 Minuten hatte ich starke Schmerzen in meinem Handgelenk und konnte es kaum bewegen, danach wurde es langsam leichter. Die nächsten 3 Tage kam immer wieder ein pochender Schmerz. Ich konnte immer noch nicht alle Handbewegungen machen. Eine Woche später, also am 9 Oktober hatte ich bei normalen Bewegungen keine Schmerzen mehr. Bestimme Yogaübungen konnte ich überraschender Weise am Dienstag Abend noch nicht machen, da ich Schmerzen im Handgelenk dabei spürte. Meine Yogalehrerin hatte mir von Anfang an gesagt, welche Übungen ich noch nicht machen sollte. So kann ich bis jetzt -10 Tage später – bestimmte Yogapositionen nicht machen um mein Handgelenk zu schonen.
Ich sehe als den Schmerzgriff als völlig unnötig. Es hätte gereicht mich an beiden Armen zu nehmen, dann wäre ich auch so mitgegangen. Ich wiege ungefähr 55 Kilo. Selbst tragen wäre für beide Polizisten gut möglich gewesen.