Kohlekraftwerk Neurath zum 3. Mal blockiert

Pressemitteilung der Aktivist*innen.
Neurath, 21.11.2025. Seit den frühen Morgenstunden blockieren mehrere Aktivist*innen eine Zufahrt zum Braunkohlekraftwerk Neurath. Damit protestieren sie gegen die anhaltende Braunkohleverstromung, die Strafverfolgung ihre Mitstreiter*innen und die völlig unzureichenden Beschlüsse der Weltklimakonferenz COP30 in Belém. Parallel zu der Blockade wird am Landgericht Mönchengladbach die Berufungsverhandlung gegen eine Block-Neurath-Aktivist*in geführt, die sich im November 2021 während der COP26 in Glasgow an die Schienen der Kohlebahn zum Kraftwerk Neurath gekettet haben soll. Weiterlesen

Block Neurath: Ein Klimawandelleugner von RWE?

Drei Menschen sitzen mit Rucksäcken auf den Stufen des Gerichts vor einem Transparent.An Tag 3 vorm Landgericht Mönchengladbach bei BlockNeurath der dritten kam es tatsächlich zur Vernehmung mehrerer Zeug*innen, natürlich nicht ohne Streit um die Einlasskontrollen.
Wieder wurden einige Menschen, da sie Rucksäcke dabei hatten nicht ins Gerichtsgebäude gelassen und somit ein Teil der Öffentlichkeit ausgeschlossen. Ausnahmsweise fing die Verhandlung fast pünktlich an. Es wurde ein Beschluss verlesen, dass die Zeug*innen-Vernehmungen nicht mitgeschnitten werden (sonst ließen sich auch die Lügen der Zeug*innen belegen und wer will das schon?).

Während vor der Tür von den Menschen, die nicht reingelassen wurden eine spontane Kundgebung gegen die restriktiven Einlassbedingungen organisiert und Soli-Fotos geschossen wurden, begann drinnen die Vernehmung des ehemaligen Leiters des Blockbetriebs im Kraftwerk Neurath – 38 Jahre war dieser bei RWE vor seiner Verrentung angestellt und hält RWE für einen guten Arbeitgeber. Er war mit einem Zeugenbeistand erschienen, der ihm von der Rechtsabteilung von RWE zwei Tage vor seiner Vernehmung beim Vorbereitungsgespräch empfohlen wurde. Von wem er wohl bezahlt wird? Genutzt hat der Zeugenbeistand bei der zweieinhalbstündigen Vernehmung nicht viel. Immer mal wieder wollten Zeuge und Zeugenbeistand die Auskunft verweigern, sie wurden aus dem Saal geschickt, damit dem Gericht erklärt werden konnte, warum die Frage relevant sei und der Zeuge musste dann doch fast immer antworten. Er gab zu jetzt mehr Fragen beantworten zu können, weil die alten Kraftwerksblöcke stillgelegt sein, bestritt aber gleichzeitig bei den anderen Prozessen anders ausgesagt zu haben. Gestritten wurde sich dann viel darum, wie lange die Versorgung mit Kohle dauere und ob eine Versorgung mit LKW möglich gewesen wäre. Der Zeuge meinte, RWE würde keine 44 LKW besitzen und auch sonst kam es zu spannenden Einschätzungen. Am aufschlussreichsten war wohl die Antwort auf die Frage, ob der Zeuge vom menschengemachten Klimawandel wüsste und antwortete „Mir ist bekannt, dass so argumentiert wird, dass es einen selbstgemachten Klimawandel gibt.“ Das legt eine Klimawandelleugnung zumindest nahe – und das im Jahr 2025. Zu ausgestoßenen Schadstoffen konnte er nichts über die Mengen sagen, obwohl er für die Reduktion des Schadstoffaustoßes zuständig war. Die Kraftwerksgenehmigung kenne er nur in Auszügen. So wird Umweltschutz bei RWE praktiziert. Weiterlesen

Tag 2 Block Neurath: Wieder keine Zeugen gehört

Zwei Menschen in einem grünen bzw. pinken Ganzkörperanzug halten ein pinkes Transparent, in der Mitte ist eine Faust mit gezogenem Stecker, darunter gekreuzte Hämmer, in gelber Schrift ist zu lesen: "Kohleausstieg bleibt Handarbeit" - im HIntergrund ist ein Gebäude zu sehen.Der zweite Prozesstag am Landgericht Mönchengladbach begann erneut mit Auseinandersetzungen rund um den Einlass. Zwei Personen waren auf Grund der sehr intensiven „touchy“ Einlasskontrollen im Ganzkörperanzug erschienen. Diesmal hatten die Justizwachtmeister*innen entschieden, zwar die Angeklagte mit Rucksack problemlos einzulassen, aber einer Verteidigerin den Einlass ins Gebäude mit Rucksack (in dem viele Verteidigungsunterlagen waren) zu verwehren, weil sie keinen Anwaltsausweis vorzeigen könne. Nun ist sie aber in dem Verfahren rechtskräftig als Verteidigerin zugelassen und hat (eigentlich) dementsprechende Rechte. Ein Justizwachtmeister meinte im Sitzungssaal, in dem schon Angeklagte, Anwalt und einige Zuschauer*innen saßen, dass die Person nicht eingelassen würde, weil sie ihre Ladung nicht gezeigt hätte (gelogen) und dass sie den Rucksack nicht durchleuchten lassen wolle (ebenfalls gelogen). Das führte zu einem lautstarken Disput zwischen Pflichtverteidiger und dem Justizwachtmeister. Schließlich kam der vorsitzende Richter und nach einigem Hin und Her (vermutlich mit Zuständigkeits-Hick-Hack innerhalb des Gerichts) wurde als „absolute Ausnahme“ der Verteidigerin die Mitnahme des Rucksacks mit Verteidigungsunterlagen gestattet. Weiterlesen

BlockNeurath: Und wo soll das Gepäck hin?

Zwei Menschen halten ein pinkes Transparent, in der Mitte ist eine Faust mit gezogenem Stecker, darunter gekreuzte Hämmer, in gelber Schrift ist zu lesen: "Kohleausstieg bleibt Handarbeit" - im HIntergrund ist ein Gebäude zu sehen.Prozessbericht. Gegen die dritte Angeklagte im Kontext der Blockade des Kohlekraftwerks Neurath im Jahr 2021 begann der Prozess heute erneut am Landgericht Mönchengladbach – nach einer längeren Auseinandersetzung um die Einlasskontrollen. Pünktlich vorm Gericht angekommen stellten sich Verteidiger*innen, Angeklagte und Zuschauer*innen in die Schlange zum Einlass. Doch es sollten keine „größeren“ Taschen und Rucksäcke mit rein genommen werden, hatte der Gerichtspräsident beschlossen. Die Angeklagte, mit Reiserucksack in der Kontrolle fragte: „Und wo soll ich den Rucksack dann lassen?“ „Draußen im Auto“ meinte eine Justizwachtmeisterin – „Ich habe keins und die Anreise nach hier ist nicht ohne Übernachtung möglich“. Da nun aber die Angeklagte wohl nicht so leicht wieder herausgeworfen werden konnten, klärten Anwalt, Richter und Justizwachtmeister*innen in den nächsten 20 Minuten ab, dass der Rucksack der Angeklagten doch vorm Gerichtssaal bleiben konnte – alle anderen Rucksäcke jedoch nicht. Weiterlesen

BlockNeurath: wieder ein Prozesswinter

Nach einem ruhigen Sommer gehts aufregend weiter in der BlockNeurath Berufung am Landgericht Mönchengladbach und im Begleitaktionnachfolgeverfahren. Kommt rum, seid solidarisch!

Block Neurath 3 - Berufungsprozess in Mönchengladbach steht über einem gezeichneten Gerichtsgebäude, was dem in Mönchengladbach ähnelt, welches in Flammen steht. Davor hängt an Bäumen ein Transparent "Feuer und Flamme der Repression", unter dem Text stehen die Daten 31.10.25 Prozessbeginn, 7.11., 14.11., 21.11.,, 28.11. Folgetermine immer um 9.15 UhrDie Termine

  • Landgericht Mönchengladbach: Ab 31.10. jeden Freitag um 9.15 Uhr (07.11., 14.11., 21.11, 28.11.) – Berufungsverfahren BlockNeurath
  • Amtsgericht Grevenbroich: 20.11.  (Widerstandsverfahren wegen Begleitaktion)

Kontext

Lang, lang ist’s her. Nov 2021. Lützerath gab’s noch. Da haben einige Menschen in einer ausgeklügelten PhasenBlockade sehr erfolgreich die Kohleversorgung des Braunkohlekraftwerks Neurath abgeschnitten. Kohleaustieg sofort!

Viele konnten weiterer Repression entgehen. Vier Aktivist*innen schlagen sich seit drei Jahren mit der Strafverfolgung rum: Weiterlesen

Freispruch vom Landgericht nach Baggerbesetzung

Pressemitteilung der Prozessgruppe. Am Morgen des 01.08.2025 kam es zur Berufungsverhandlung vor dem Landgericht Köln. Angeklagt war ein Klimaaktivist, dem die Staatsanwaltschaft vorwarf, im Januar 2023 – während der Räumung Lützeraths – in den Tagebau Hambach eingedrungen zu sein. Er solle gemeinsam mit sieben anderen Aktivist:innen auf einen der 60 Meter großen Schaufelbagger geklettert sein, um von dort auf die Zerstörung des Weltklimas durch die RWE Power AG und die deutsche Energiepolitik aufmerksam zu machen. Dabei habe es sich nach der Auffassung der Ankläger um Hausfriedensbruch gehandelt.

Das Amtsgericht Kerpen hatte den 28-Jährigen bereits letztes Jahr freigesprochen. Der Tagebau sei nicht hinreichend umfriedet gewesen; von einem widerrechtlichen Eindringen auf ein umfriedetes Besitztum könne man deshalb nicht ausgehen. Auf die Berufung der Staatsanwaltschaft gegen das Urteil kam nun es zu einer neuen Verhandlung vor dem Landgericht, doch auch dieses Gericht schloss sich den Argumenten der Verteidiger an.

„Der Freispruch freut uns, auch wenn er nicht unerwartet kam.“ meint Simon Hänschl, einer der beiden Verteidiger. „Ein anderes Urteil wäre kaum vertretbar gewesen.“
Dennoch zeigte sich der Angeklagte unzufrieden. „Es ist absurd, dass wir diese Prozesse führen müssen. Strafverfolgung muss ein Ende finden, wenn die Gesellschaft sich bessern will.“

Die vorsitzende Richterin bezeichnete den Schuldspruch im Parallel-Verfahren gegen einen der anderen Aktivisten als „handwerklich keinen großen Wurf in der Rechtsgeschichte“ – Juristendeutsch für schlechte Arbeit. Die Verurteilung dort ist noch nicht rechtskräftig. Erneut wird das Landgericht Köln entscheiden müssen.

Köln: Solidarische Prozessbegleitung

Während der Räumung von Lützerath wurde im Tagebau Hambach ein Bagger besetzt.

⚖️ Im letzten Jahr standen deswegen mehrere Aktivist*innen am Amtsgericht Kerpen vor Gericht. In der gleichen Sache gab es sowohl Verurteilungen als auch einen Freispruch. Soviel zu der Objektivität von Gerichten.

📣 Nun geht es diesen Spätsommer am Landgericht in die zweite Instanz.

📆 Voraussichtliche Termine sind der
1. August um 9 Uhr
26. September um 9 Uhr
13. Oktober um 9:30 Uhr
jeweils am Landgericht in Köln.
Kurzfristige Änderungen findet ihr hier im Beitrag.

🤗 Wir freuen uns über eine solidarische Prozessbegleitung.

ℹ️ Denkt immer daran: Ihr seid nicht allein mit den Repressionen. Bleibt in Kontakt mit euren Bezugis und meldet euch bei antirrr[ät]riseup.net, wenn ihr Post bekommt oder Gerichtstermine anstehen.

Solidarische Prozess-Begleitung am 07. Mai

Zwei Menschen stehen im Schnee neben einem Kreuz. Über dem Bild die Aufschrift "Solidarische Prozessbegleitung"Im Januar 2024 trafen sich Menschen am Friedhof Holzweiler, um der Zerstörung Lützeraths zu gedenken. Rahmen hierfür war ein Gedenkgottesdienst mit dem bekannten gelben Holzkreuz.

Jetzt wird eine Teilnehmerin angeklagt, gegen das Versammlungsgesetz verstoßen zu haben. Dabei stellt die Staatsanwaltschaft nicht den religiösen Charakter des Treffens in Frage, sondern unterwirft ein unbestritten religiöses Treffen den Bestimmungen des Versammlungsrechts – obwohl diese im Bundesgesetz explizit ausgenommen sind.Der Kreuzweg für die Schöpfung von Lützerath nach Büchel schreibt dazu in einer Pressemitteilung: „Das Recht, sich religös-politisch zu äußern, öffentlich Zeugnis abzulegen für die eigene, innerste Überzeugung soll mit der Anklage der
Staatsanwaltschaft eingeschränkt, behindert, genommen werden.“

Der Prozess ist öffentlich und die Angeklagte freut sich über solidarischen Support.
07. Mai um 13 Uhr, Amtsgericht Erkelenz

BlockNeurath: 1,2 Mio. Euro? Pustekuchen!

"Cop26: Nicht quatschen, blockieren" steht auf einem über die Schienen gespannten TransparentFolgende Mitteilung der BlockNeurath-Angeklagten veröffentlichen wir hier:

Wir sind vier Aktivist*innen, denen nachgesagt wird an der Blockade des Braunkohlekraftwerks Neurath 2021 beteiligt gewesen zu sein.

Jetzt versucht der Scheißkonzern RWE uns mit einer Schadenersatzforderung von 1,2 Mio. Euro einzuschüchtern. Aber Pustekuchen!

Das Kraftwerk Neurath war damals eine der größten Umweltsünden Europas und treibt bis heute die Klimakatastrophe an. Durch die Klage bestätigt der Konzern: Die Blockade der Braunkohlezufuhr zum Kohlekraftwerk war genau richtig um den kapitalistischen und neoliberalen Interessen RWEs entgegenzuwirken und dadurch den Schaden an unser alle Lebensgrundlagen zu mindern!

Unsere Klageerwiderung: Liebe RWE, gerne sind wir euch der Dorn im Auge und das Salz in der Wunde. Auf weitere Jahre in Feindschaft!

Nach zwei Jahren der strafrechtlichen Verfolgung durch den Staat ist uns die Masche der Einschüchterung nicht gerade fremd. Da reicht ihnen das erstinstanzliche Skandalurteil von neun Monaten Haft scheinbar nicht aus, RWE legt mit der Millionenklage noch einen drauf. Sie wissen genau, dass wir diese Summe nicht haben. Also bedeutet das jetzt 1,2 Mio. Euro Schulden?

Nicht so schnell! Die Klage ist noch lange nicht entschieden!
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